»Geschichte der Bienenhaltung und Bienenbehausungen: Vom Honigsammler zur Magazinimkerei« Aufgrund entdeckter Felsmalereien, die etwa 10 000 Jahre v. u. Z. in den Cuevas de la Araña bei Valencia (Spanien) angefertigt wurden, ist bekannt, dass Menschen bereits in der Jungsteinzeit Stiche von Bienen in Kauf nahmen, um an das damals einzige Süßungsmittel zu gelangen. Über den Zeitpunkt des Beginns der Bienenhaltung lassen sich nur Vermutungen anstellen, die das Sesshaftwerden der Menschen vor ca. 12 000 Jahren als plausiblen Anlass dazu nehmen. Eine alte ägyptische Papyrusschriftrolle von 2400 v. u. Z. belegt als schriftliche Quelle das Vorhandensein von Imkereien. Die Honigbienen wurden damals in Tonröhren gehalten. Sowohl im antiken Griechenland als auch im alten Rom wurde bereits mit Honig und dem vielfältig nutzbaren Wachs gehandelt. Aristoteles erforschte unter anderem Insekten und speziell auch die Honigbiene. Dabei bewegte er sich stets zwischen präzisen Beobachtungen und Spekulationen. In einem seiner Bücher wurden die umfassenden Kenntnisse eines erfahrenen Imkers niedergeschrieben, der aufgrund eigener Beobachtungen bereits über ein immenses biologisches Wissen und imkerliches Können verfügte. Zur Hochblüte im Mittelalter sammelten unter anderem so genannte Zeidler (Waldbienenzüchter) den Honig von wilden oder halbwilden Bienenvölkern, die in eingehiebenen Baumhöhlen (Beuten) hausten. Weitere gebräuchliche Bienenbehausungen waren beispielsweise Ruten- und Strohstülper, Bauernkästen und Hohlklötze. Karl der Große förderte die Imkerei durch Gesetze und die Kirche sorgte durch die Vorschrift in Gottesdiensten ausschließlich reine Bienenwachskerzen zu gebrauchen für einen enormen Aufschwung der Bienenhaltung. Demzufolge entstanden im 12. Jahrhundert Berufe wie Wachsgießer, Honigkuchenbäcker und Met- und Seifenhersteller. Der Niedergang der traditionellen Imkerei nahm zur Mitte des 16. Jahrhunderts seinen Anfang, als es zur Reformation der Kirche kam, Kriege und die Pest die Anzahl der Imker und Bienenvölker dezimierten, neue Handelswege erschlossen und neue Produkte wie Rohrzucker eingeführt wurden. Honig als zuvor einziges Süßungsmittel bekam so zunehmend Konkurrenz. Auch die Industrialisierung und die damit einhergehende Verstädterung trugen ihren Teil durch erhöhten Holz- und Platzbedarf zur Schwächung des Zeidlerwesens und der Imkerei bei. Das Trachtangebot wurde erheblich eingeschränkt. In der Folge verlor auch das Bienenvolk an Wertschätzung: Viele Imker töteten im Herbst die stärksten und schwächsten Bienenvölker ab, um möglichst viel Honig und Wachs zu erhalten bzw. wenig Winterfutter zuführen zu müssen. Die moderne Imkerei wurde vornehmlich durch die Erfindungen von Magazinbeuten, die für den Einsatz der ebenfalls neu entwickelten Rähmchen erfundene Honigschleuder, Zuckerwasserfütterung und Königinnenzucht geprägt. Die größte Entdeckung des 20. Jahrhunderts gelang Karl von Frisch, der den Bienentanz entschlüsselte. Quellen: LEHNHERR, Matthias, THOMAS Hans-Ulrich (2014): Geschichte der europäischen Bienenhaltung und - forschung. In: LEHNHERR, Matthias, SPRECHER, Eva, THOMAS, Hans-Ulrich: Das schweizerische Bienenbuch. Band 5: Natur- und Kulturgeschichte der Honigbiene. Appenzell: VDRB.
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